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Altdorf, den 22. Aug. 1930

Lieber Alois!

In einer etwas anderen Weltgegend, mache ich kurz die Fortsetzung vom Brief. Er mag Dich vielleicht nicht recht angenehm berühren. Sei so gut und gib bald eine Antwort, eine offene Antwort, denn ich denke nur, entweder sei der Brief verloren gegangen oder dann ist das Verhältnis nicht mehr so wie es war. So befinde ich mich in einer unangenehmen Lage und weiss nicht recht, was draus werden soll. Ich bin jedoch auf allerlei gefasst und bitte nur um Deine Aufrichtigkeit, an der ich zwar bisher durchaus nicht gezweifelt. Ich hoffe, Du könnest mich einigermassen verstehen und verzeihen, dass der Brief wenig Schmeichelhaftes enthält. Im Übrigen befinde ich mich gesund und wohl und hoffe, es sei auch bei Dir der Fall. Seit zehn Tagen bin ich jetzt hier in Altdorf und die Stelle macht mir bis jetzt einen guten Eindruck. Acht Tage war ich zu 2 Hause und da hätt ich so gerne einen Spaziergang gemacht ins Obdorf. Aber da hatte ich entweder nicht Zeit, oder war droben nicht zu treffen. So konnte ich mich leider nicht lange unterhalten mit meiner Schwägerin. Heute ist nun in Schwyz Viehausstellung und Tanz, der ich zum ersten Mal fern bin. Es zieht mich aber keineswegs hin, ich setze recht gern einmal aus. Nächstens werden unsere Vaterlandsverteidiger zum Wiederholungskurs einrücken und es wird dann auch in Schwyz Betrieb geben.

Nun mein Liebster, empfange diese Zeilen, die ich offen und ungeschminkt geschrieben, aber die trotzdem aus warmen treuen Herzen kommen.

Behüt Dich Gott und sei herzlich gegrüsst und küsst von Deinem treuen   

                            Käthy

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