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Schwyz, den 20. März 1927

Lieber Freund Alois!

In stiller Ruhestund will ich mich anschicken, Dein wertes Brieflein zu erwidern. Wie ich daraus ersehe, findest Du Dich ganz ordentlich in die neuen Verhältnisse hinein und ist also ein Wunsch erfüllt. Mögen sich nun alle Deine Hoffnungen und Wünsche mit Gottes Segen erfüllen.

Ich danke Dir also für das schöne Brieflein recht herzlich und besonders auch für Dein lb. Bild. Leider aber kann ich für diesmal Deinem Wunsche nicht nachkommen, da ich mir gerne eine Sommerstelle verschaffen möchte und schon Offerten gemacht habe und glaube ich in nächster Zeit auch die Photos einschicken zu müssen. Hoffe sie aber sicher das nächstemal beilegen zu können. Denn wenn ich glauben darf, Dir damit ein kleines Freudlein machen zu können, so solls Dir nicht erspart bleiben, ich bin ja auch sehr froh über das Deinige " und has gwüss nit umäsuscht." Ich wünschte nur noch, wieder einmal mit Dir plaudern zu können, muss nun aber in "Gottesnamen" zufrieden sein mit dem Gedanken "es war einmal." Ja schön wars auf dem Klausenmarkt, den werd ich lange nicht vergessen.

Nach langem schneereichen Winter zieht nun wieder der Frühling in unsere schöne Heimat ein und die Vöglein erwecken mit ihren schönen Tönen alles zu neuem Leben. Auch die ersten Blümlein strecken sich hoch und heisst es nun auch wieder tüchtig schaffen auf dem Lande, denn der Vater und Bruder Karl werden nicht viel Zeit haben für Feldarbeit, da sie viel zu schaffen haben auf Beruf. Trotzdem aber werd ich mit Einwilligung meiner lb. Eltern wahrscheinlich wieder auf eine Sommerstelle gehen. 2

Denn erstens kommts einem gut, auch mit andern Leuten zu verkehren und den Verdienst kann man eben auch brauchen. Denn wie Du ja auch wissen wirst, mussten eben meine lb. Eltern auch mit leeren Händen anfangen, und wäre es ihnen nicht gut möglich gewesen, nach der ohnedies schon schweren Kriegszeit noch Liegenschaften und dazugehörendes Inventar zu kaufen, ohne den Kredit benützen zu müssen. Und so braucht es eben eifriges Bestreben, die vorhandenen Schulden ohne Veräusserungen zu tilgen. Aber mit dem Segen Gottes wird das Fortkommen nicht ausbleiben.

Die Fastnacht ist nun schon lange vorbei, hat aber manch heitere Erinnerungen zurückgelassen. Die Tanztage sind in gewöhnlichem Rahmen abgelaufen, dagegen machten die Japanesen etwas mehr Leben, indem sie ein Umzug und Spiel veranstalteten. Um weniger schreiben zu müssen, lege ich Dir das Festbüchlein bei, dann hast die beste Erklärung, im Falle es Dich noch interessiert. Man hörte zwar immer nur rühmen. Die fröhlichen Stunden aber erlebte ich noch nebenbei, da es viel Gelegenheit gab zum Tanzen und sich lustig machen. Aber der Wunsch, dass auch Du mitmachen könntest, teile ich aufrichtig mit Dir. Aber ich hoffe, dass auch Du Dein Vergnügen gefunden habest.

Von Laimbachers weiss ich nichts anderes, als was ich etwa im Schäfli sehen konnte und ist das immer das nämliche. Paul ist nun Knecht bei Fuhrmann Nideröst und daheim halten sie jetzt 3 Knechte. Wie sich die dortigen Familienverhältnisse entwickeln, wird sich mit der Zeit zeigen. Gegenwärtig ist die jüngste krank im Bett.

Gestern nachmittag brach in Seewen (Sennerei Appert) Brand aus und soll dem Besitzer, trotzdem auch das Feuer bald zurückgehalten werden konnte, erheblichen Schaden entstanden sein. 3

 Sonst weiss ich Dir nicht viel interessante Neuigkeiten zu berichten, wie ich aus Deinem lb. Brief ersehe, kannst ja auch unsere Schwyzerzeitung lesen, und die Geschehnisse Deiner schönen alten Heimat so vernehmen. Aber wenn ich grad könnt so mit Dir plaudern, wüsst noch allerlei so Sächeli, die ich aber nicht aufs Papier bringen mag. Ich habe auch schon mehrmals die Weltkugel angeschaut und gesehen wie weit und gross Amerika ist gegen unsere gute Schweiz. Möchte Dich gerne fragen ob Stanwood mehr südlich oder nördlich in Washington liegt.

Nun will ich aber schliessen mit der schönen Hoffnung, dass Du immer gesund und glücklich lebst und mit der Gnade Gottes brav und christlich bleibst. Wir freuen uns auch immer eines gesunden, zufriedenen Daseins und stellen uns gerne auch weiterhin unter den Schutz Gottes.

Lieber Alois! Nimm mir nun nichts etwa übel auf, sondern als froher herzinniger Gruss aus Deiner lb. alten Heimat mögen diese Zeilen Dich recht wohlbehalten antreffen, wie ich sie meinem Herzen entnehme, das viel an Dich denkt und für Dich betet. Und gell, dann darf ich auch wieder ein frohes Zeichen von Dir erwarten? Inzwischen behüt uns Gott alle und mit den herzlichsten Grüssen verbleibe

Deine treue Freundin

                            Käthy Betschart

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