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Salinas Dez. 9. 1930

Mein Herzlieb!

Damit Dich die Festtagswünsche noch rechtzeitig erreichen, muss ich diesmal schneller als sonst zur Feder greifen um Dir Dein letztes lb. Brieflein, welches ich mit herz. Dank und viel Freuden erhalten habe, zu erwidern.

Vorerst wünsche ich Dir also eine recht frohe gesegnete Weihnachten und ein glückhaftes neues Jahr. Möge Dir Gott alle Deine Wünsche erfüllen und möge er Dir wie auch mir vor allem eine gute Gesundheit schenken.

Schon sind 4 Jahre verflossen, seit ich Dir das letzte Mal die Hand drückte und in Deine treuen Augen schaute. Während all dieser Zeit hat uns Gott immer gute Gesundheit geschenkt und er hat unser Verhältnis so weit gedeihen lassen, dass wenn es nichts unvorhergesehenes gibt, es 2 mit der Zeit doch seinen Zweck erreichen dürfte. Geduld bringt Rosen, aber zuerst gibt's "Knöpf" und auch die Dornen fehlen nicht. Ob wir nun Weihnachten 1931 miteinander feiern können, kann ich Dir nicht versprechen, wenn aber alles geht, wie ich denke dann Ostern 1932. Im Winter ist es ja sowieso schlecht draussen und könnte man hier, wenn es nichts anderes gibt, noch einige Franken machen. Oder was sagst Du dazu? Ich glaube es ja gern, dass Du Dich einmal nach einem anderen Leben sehnst und ist es kein Genuss, immer für fremde Leute zu arbeiten. Wie Du ja schreibst, gefällt Dir Dein Platz auch nicht so recht. Du wirst mir nun verzeihen, wenn ich mich in allem kurz  fasse, der Brief sollte heute fort und der Postmann kommt nun bald. Es freut mich, dass Du Dich mit Deinen Angehörigen wieder auf gutem Fusse befindest. Der kleine Unmut, der beim Lesen des vorletzten Briefes in mich gefahren war, ist wieder schön verflogen, kann Dir aber verraten, dass es nicht so gefährlich war. Und nun mein Liebstes, wünsche ich Dir von Herzen frohe Festtage, hoffe, dass Dich diese Zeilen noch vor Weihnachten erreichen werden und in dem ich Dich herzinnig grüsse und küsse, verbleibe ich Dein treuer

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                                  Louis

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