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Samstigznacht, d. 22.2.30

Mein liebster Alois!

Seit ich Dir den letzten Brief abgeschickt, ist mir gar nicht so recht, und ich hab ein Gefühl, wie wenn etwas zu viel gewesen wäre, dass Du vielleicht misstrauisch oder widerwillig werden möchtest. Nimmst mir nicht übel, gäll, wenn Du irgendwie unangenehm berührt sein solltest, es ist ja alles in guter Meinung und der Wahrheit nach geschrieben, aber ich weiss auch, dass man das Geschriebene nicht immer so auffasst, wie wenn man mündlich in traulichen gegenüber sich aussprechen könnt. Mir ist, ich sollte können meine Linke Dir um den Hals legen, und eine allfällige Missstimmung mit aller Liebe und Freundlichkeit auswischen und ein herzliches Küsschen mit Dir austauschen. Ich hoffe, dass Du, mein Liebster, mir da nicht widerstehst und mein warmes Empfinden gleichfalls erwiderst, dass ich kann beruhigt sein und einer angenehmen Antwort entgegen sehen darf.

Indessen sei in christlicher Liebe vielmal herzlich gegrüsst und geküsst von Deinem treuen

                            Käthy

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