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Oberarth, den 12. April 1933

Mein lieber Alois!

Ein kurzes freundliches Zeichen kann ich nun nicht unterlassen. Wollte es heute telefonisch ausrichten, habe Dich aber leider nicht erwischt. Nun weiss ich aber nicht, was ich schreiben soll, ob die Stelle gut oder nicht gut sei. Immerhin kann ich hier nicht viel lernen, da es eine etwas primitive Einrichtung ist. Charakterhalber schätz ich die Leute gut, eher sympathisch als Wirtsleute. Kost war heute auch sehr einfach, nicht schlecht, aber auch nicht appetitanregend. Ich denke über die Feiertage wird es sich zeigen, ob es sich lohnt zu bleiben oder nicht. Es kommt ja freilich auch auf Dich an, mein lb. Schatz. Es machte mir am Sonntag 2 den Eindruck, Du seiest nicht recht zufrieden mit meinem Verhalten. Ich kann ja begreifen, nachdem Dir diese Aussichten gestellt wurden. Aber davon hatte ich halt keine Ahnung, und kurz vorher hat’s noch anders getönt, dass ich erst recht glaubte, noch gut Zeit zu haben, etwas zu verdienen. Nun wirst Du mir das doch nicht übel nehmen, sondern sobald Du Bescheid weisst, betreff der Stelle oder sonstwie andere Ideen hast, mir diese übermitteln. Im Falle, dass ich hier bleiben würde, kann ich nächste Woche vielleicht einmal heim, wenn möglich am Abend, ich habe nur das notwendigste mitgenommen, dass ich "einisch gli zämepackt hätt, oder au andiri Usredä hätt, hei zgah". Es ist noch eine verheiratete Tochter da und könnt dann immer etwa gehen. Nun will ich aber schliessen, und zur Seite legen, im Bettlein 3 bin ich nämlich schon, da ich fast zum Frieren kam. Verzeih mir das Gesudel und darf ich Dich etwa an den Feiertagen erwarten. Ja, ich hoffe es, gell. Wärest Du so gut, und würdest mir die blaue Weste mitbringen. Nun schlaf wohl, mein Liebster und denk in Deinen Träumen mein. Gott behüte Dich und in inniger Liebe grüsst und küsst Dich treues

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Anhang 13.IV.33

Mein Lieber! Beinahe mag ich den Brief fast nicht abschicken, weil er mir selber windig vorkommt und zum vorne anfangen reicht’s nicht mehr. Denke, es sei trotzdem viel Liebe drin und empfange ihn als herzlichen Gruss. Auf alle Fälle auch fröhliche Ostern. Dein ergebenes

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                            Käthy

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                            Käthy

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