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Brunnen, den 15. Aug. 1932

Liebster Alois!

In Kürze möchte ich Dir noch einige Zeilen zukommen lassen. Verzeihe, dass ich auf den letzten Brief noch keine Antwort erfolgen liess, denn er hat mich durchaus nicht ermuntert, wohl aber das Gefühl wach gerufen, dass mein Hoffen und Streben umsonst war, und es besser sei, wenn ich alles aufgebe. Eh ich mich jedoch fest entschloss und diese Gedanken niederschrieb, wollte ich doch noch abwarten, bis evtl. Dein weiterer Bericht eingetroffen sei. 2

Nun tönt es wieder anders, und ich danke Dir herzlich lieber Alois, für diese Nachricht, sie freut mich so sehr. Hoffentlich fliegt nicht wieder ein Bengel drein. Mehr zu schreiben will ich mir nun ersparen, um es dann lieber mündlich zu besorgen. Wünsche Dir nur noch viel, viel Glück auf der Reise, und dass es Dir recht gut gehe in der Heimat. Ich weiss auch noch nicht recht, was ich tu, es verleidet mir immer mehr und würde gern die Stelle wechseln, und dann zwischen hinein ein paar Tage Ferien einschalten. Aber es ist eben auch schlecht mit Stellen, dass man 3 sich besser besinnt. Wenn’s etwa geht, bleibe ich bis Mitte Sept. hier, da der Meister am 29. Aug. zum Wiederholiger einrücken muss und wir uns sicher wohler fühlen. Nachher wird’s dann, so hoff ich, nun nicht mehr allzu lange gehen, bis zu unserem freudigen Wiederschauen und wären dann ein paar freie Tage sehr willkommen. Im Falle Du nochmal nach San Francisco gehst, trage viel freundliche Grüsse an meine Verwandten, denen ich schon längst Nachricht schulde, aber halt an kolossaler Schreibfäule leide. Nun lieber Alois, hoffe ich gern, dass diese als letzte Zeilen Dich noch vor der Abreise erwischen, und ich über Deine Reise immer auf 4 dem Laufenden sein dürfe, heisse Dich also herzlich Willkomm und mit einem ebenso von Herzen kommenden „Bhüet Di Gott“ grüsst und küsst Dich Dein treues

                            Käthy

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